Lokal anzuwendende Antibiotika



 

Allgemeingültiges
Erythromycinhaltige
Tetracyclinhaltige

Clindamycinhaltige
Chloramphenicolhaltige
Sulfacetamidhaltige
Fucidinsäurehaltige

Allgemeingültiges

Lokale Antibiotika wirken ausschließlich gegen die Besiedelung der Talgdrüsen mit P.Acnes. Ein Einfluß auf die Verhornungsstörung oder den verstärkten Talgfluß findet nicht statt. Dies macht sie zum einen bei empfindlicher Haut besser verträglich als Schälpräparate, zum anderen sind sie als Einzeltherapie oftmals nur wenig, gar nicht oder nur während der Anwendung wirksam.

Verträglichkeit oder Unverträglichkeit von einzelnen Präparaten liegen meist nicht an dem Antibiotikum als solchem. Wer auf lokal aufgetragene Antibiotika mit Hautreizungen reagiert, sollte zwar *selbstverständlich* nen Allergiestatus auf Antibiotika machen lassen, das ist immer gut zu wissen, aber auf jeden Fall sollte mensch auch die Präparatgrundlage checken lassen: häufig wird Antibiotika auf alkoholischer Grundlage (Bsp. Erythromycin) sehr schlecht vertragen, dagegen auf Linola (Fettemulsion) oder generell auf Salbengrundlage bisweilen besser, vom umgekehrten Fall hörte ich noch nicht, ist aber ebenfalls vorstellbar.

Generell soll die Resistenzenbildung und auch die Stärke der Nebenwirkungen bei der lokalen Behandlung mit Antibiotika bei weitem nicht so stark sein wie bei oral eingenommenen Antibiotika. Zumindest die unter eingenommenen Antibiotika mittelfristig einsetzende Schädigung der Darmflora kann mittels der lokalen Anwendung vermieden werden.
Das Buch "Bittere Pillen - Nutzen und Risiken der Arzneimittel" warnt bei praktisch allen lokalen Antibiotika vor Resistenzen
und empfiehlt eine kurzfristige Anwendung, falls Benzoylperoxid nicht anschlägt. Zu Bittere Pillen ist dazu jedoch auch sagen, dass es teilweise extrem kritisch berichtet: so ist die Diane immer noch als überdurchschnittlich viel Thrombosen verursachende Pille aufgeführt, was Schering zufolge seit Jahren widerlegt wurde.
Die Resistenzbildung kann durch eine Kombipräparation mit Benzoylperoxid oder Salicylsäure offenbar noch weiter reduziert/hinausgeschoben werden, eine "tiefergehende" Wirkung lokaler Antibiotika ist aber selten zu beobachten. Dennoch sind sie bei leichteren Akneformen zunächst Mittel der Wahl, besonders bei eher entzündlichen Formen, wähend bei Mitesserakne eher auf Schälpräparate gesetzt werden sollte.

Lange Zeit war vor allem bei vom Apotheker angerührten Mischungen die Beigabe von Schwefel üblich. Schwefel steht zum einen im Verdacht, komedogen zu wirken, daher wird er heute selten angewendet. Neuere Studien haben jedoch wieder eine zwiespältige Aussage: Schwefel kann offenbar durchaus lindernd auf die Akne einwirken. Daher mag es sein, dass man wieder häufiger Schwefel in Salben zu Gesicht bekommt. Daher gleich prophylaktisch die Warnung: das führt zu nem Geruchsproblem. Wenn mit schwefelhaltigen Antibiotikasalben behandelt wird, ist am sinnvollsten die Anwendung jeweils einer Tages- und Nachtcreme mit/ohne Schwefel, und auch das nur für Singles. (im Ernst! Und danach Bettwäsche wechseln... :-) ) 

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Erythromycinhaltige:

Erythromyconhaltige lokal anzuwendende Antibiotika sind z.B Akne-Cordes (von Ichthyol), Aknederm -Ery (von gepepharm), Aknefug -EL (von Wolff), aknemago (von Strathmann), Zineryt, Aknemycin (von Hermal) Eryaknen (von Galderma), Erydermec (von Hexal), Erytop (von Stada), Inderm (von Dermapharm), Stiemycine (von Stiefel), Udima Ery Gel (von Dermapharm), Aknin (von Sanoli Winthrop)....

Sanasepton (von Pharbita) enthält Erythromycin Base.
Zynerit (Hermal) enthält zusätzlich noch Zink(II)-Acetat-Dihydrat. Zink wurde öfter als Akne positiv beeinflussende Substanz genannt, sowohl oral eingenommen als auch aufgetragen.

Wie alle Antibiotika bekämpft Erythromycin Bakterienstämme, welche andernfalls die Entzündungen der Mitesser verursachen würden oder andere Hautpartien per Schmierinfektion auch angreifen. Tiefer gelegene Entzündungsherde werden entsprechend schlechter erreicht. 

Erythromycin ist ein Makrolid - Antibiotikum. Es tötet die Bakterien nicht ab, sondern hemmt nur ihre Vermehrung. P.Acnes wird mit der Zeit resistent gegen Erythromycin, wenngleich dies durch Parallelbehandlung mit beispielsweise Benzoylperoxid hinausgezögert werden kann. Resistenzen gegen Erythromycin gehen häufig mit Kreuzresistenzen gegen Tetrazykline wie Tetracyclin oder Doxycyclin einher.

Erythromycin wird lokal angewendet im Allgemeinen gut vertragen. Es kann zu lokalen Hautreizungen kommen, diese werden bei gleichzeitiger behandlung mit Schälpräparaten wahrscheinlicher. dennoch dürfte lokal angewendetes Erythromycin eins der bestverträglichen lokalen Aknemittel sein.

 

Exemplarischer Beipackzettel
Eintrag in der Roten Liste
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Tetracyclinhaltige

Imex ist ein Hautantibiotikum, das Tetracyclin enthält. Erfahrungen liegen mir keine vor, "Bittere Pillen" rät explizit von der Anwendung von Tetracyclin lokal während der Schwangerschaft ab, im Unterschied zu Erythromycin.

Tetracycline bilden untereinander häufig Kreuzresistenzen aus.

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Clindamycinhaltige

Basocin (von Galderma) - enthält Clindamycin. Clindamycin ist ein Lincosamid. Lincosamide und Makrolide (z.B. Erythromycin) gleichzeitig angewendet könen sich in der Wirkung gegenseitig hemmen.

Medicine Worldwide warnt vor der systemischen Anwendung in der Schwangerschaft.

Keine weiteren Erfahrungen zu diesem Präparat.

Exemplarischer Beipackzettel
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Chloramphenicolhaltige

Ichthoseptal (von Ichthyol) - enthält Chloramphenicol. Chloramphenicol ist eine extra Gruppe von Antibiotika, die keine Kreuzresistenzen zu Tetracyklin ausbildet. Es steht im Verdacht, bei Dauermedikation Leberschäden hervorzurufen und stellt daher keine Möglichkeit einer Dauermedikation dar. In Deutschland wird Chloramphenicol nur noch sehr selten verschrieben und hat generell einen schlechten Ruf. Bei allen Chloramphenicolpräparaten werden als seltene Nebenwirkungen Störungen des Blutbilds genannt. Manche (Augencremes/Tropfen) Präparate werden ausdrücklich auf 2 Wochen Anwendung beschränkt, bei anderen fehlt trotz exakt gleichem Wirkstoffgehalt eine diesbezügliche Angabe. Auch hier mal wieder keine Garantie. Wenn Chloramphenicol angewendet wurde, wurde oft von guter Wirkung berichtet, angesichts der Problematik des Wirkstoffs sollte stattdessen eher Clindamycin oder Erythromycin gegeben werden.

Ich selbst entwickelte eine starke Allergie gegen Chloramphenicol, daher kann ich über keine eigenen Erfahrungen berichten. Die Frage nach Langzeitanwendbarkeit aber offenbar auch unter den Hautaerzten unterschiedlich gehandhabt wird (siehe Thread zu Ichtoseptal 17.März 2000). Da war die Rede von bis zu siebzehn Jahren Anwendung, ebenso auch Warnung seitens des HA nach nem halben Jahr. Bei Ichtoseptal steht in der Roten Liste keine Zeitbeschränkung.

Die Uni Bonn beispielsweise warnt explizit in ihrer Giftzentrale vor der Chloramphenicolanwendung. Beim Googlen des Wirkstoffs ergibt sich für mich das Bild, dass es allenfalls noch in Drittweltländer exportiert wird.

Eintrag in der Roten Liste
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Sulfacetamidhaltige

Albucid - enthält Sulfacetamid

Keine weiteren Erfahrungen zu diesem Präparat.

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Fusidinsäurehaltige

Fucidine - enthält Fusidinsäure. Tomi hat folgendes zusammengetragen:

Weil neulich danach gefragt wurde (von Herrn Joos höchstselbst), hier ein paar Infos zu Fucidine® (ein lokales Breitbandantibiotikum), auf dass die Medikamentenliste weiter gepäppelt werde. Ohne Erörterung meinerseits, ob das Zeug wirklich so gut für Akne geeignet ist oder nicht eher für akute Hautverletzungen und so was gedacht ist.

Der Wirkstoff ist Fusidinsäure. Gibt's als Fucidine® Gel, Fucidine® Creme, Fucidine® Gaze, Fucidine® Puder, Fucidine® Filmtabletten, Fucidine® Solubile, Fucidine® Salbe und als Kombipräparat mit Hydrocortison-17-butyrat in Fucidine® plus Salbe. 
Alles von Boehringer Ingelheim (Thomae) und verschreibungspflichtig.

Bei der Onlineversion der Roten Liste kriegt man leider nur die Kurzinfos (ohne Nebenwirkungen &c.), daher hier auszugsweise der Beipackzettel zu Fucidine® Gel:

Fucidine® Gel
Wirkstoff: Fucidinsäure
Hautantibiotikum

Zusammensetzung
1ml Gel enthält:
Arzneilich wirksamer Bestandteil: Fucidinsäure 20mg
Sonstiger wirksamer Bestandteil: Sorbinsäure 1,0mg
Weitere Bestandteile (Hilfsstoffe): Polyacrylsäure, Dimeticon, Polysorbat 80

Anwendungsgebiete
FUCIDINE GEL eignet sich zur lokalen Behandlung von infizierten Hauterkrankungen, die durch Fucidinsäure-empfindliche Bakterien hervorgerufen werden.

Gegenanzeigen
[...]
Bei bekannter Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff sollte FUCIDINE GEL nicht angewendet werden.

Nebenwirkungen
[...]
Bei größerflächigen, offenen Hautverletzungen kann zu Beginn der Behandlung ein vorübergehendes leichtes Brennen auftreten. In sehr seltenen Fällen sind Überempfindlichkeitsreaktionen der Haut möglich.
Eine eventuelle Überempfindlichkeit gegen Polyacrylsäure ist zu beachten.
[...] 

Wechselwirkungen
sind bisher keine bekannt.

Dosierungsanleitung, Art der Anwendung
Soweit nicht anders verordnet, wird FUCIDINE GEL 2-3mal täglich dünn aufgetragen. Nach kurzer Zeit bildet sich ein elastischer,
luftdurchlässiger, antibiotischer Schutzfilm, der mit Wasser abwaschbar ist.

 In den meisten Fällen erübrigt sich das Anlegen eines Verbandes.

 [... Ende gesetzlich vorgeschriebener Teil,  Beginn "Klappentext"-Eigenwerbung...]

Eigenschaften
FUCIDINE GEL ist ein spezifisches Hautantibiotikum. Die gute Wirksamkeit zeigt sich im schnellen Abklingen der Infektion, also 
im Nachlassen von Schmerz, Spannung und Druck, einer raschen Eliminierung der Krankheitserreger und einer beschleunigten
Wundheilung. FUCIDINE GEL bietet neben den therapeutischen Vorteilen der antibakteriellen Wirksubstanz besondere Vorzüge für eine angenehme, einfache und saubere Handhabung. 
Die Gel-Grundlage ist fettfrei. Sie trocknet rasch und bildet innerhalb kurzer Zeit einen atmungsaktiven und elastischen,
antibakteriellen Wundfilm. Das Gel klebt, schmiert und fettet nicht, es ist mit Wasser leicht abwaschbar.
Wäscheverschmutzungen und Verfärbungen treten nicht auf.
[...]

10 ml Gel kosten 15,21 DM.

Und noch der Eintrag zu Fusidinsäure im Roche Lexikon Medizin:
Fusidinsäure  ein - v.a. bei schweren Staphylokokkeninfektionen als Reservemittel angewendetes - Antibiotikum mit Steroidstruktur; wirkt durch Hemmung der Proteinsynthese in den Bakterien.  engl. fusidic acid 

Gruß, tomi


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Stand: 05.07.2003
Autor: Richie, Tomi