Benzoylperoxid (BPO)

Präparate
Allgemeines
Dosierung
Wirkungsweise
Vorsichtsmaßnahmen
Persönliche Erfahrungen
Wechselwirkungen und Tips

     

    Präparate:
                                        Aknederm -oxid (von gepepharm) 
                                        Aknefug -oxid (Wolff) 
                                        Akneroxid (Hermal) 
                                        Benzaknen (Galderma) 
                                        Benzoyt (Hexal) 
                                        Cordes BPO 3 und 5 (Ichthyol)
                                        Dercome CLEAR (Wolff) 
                                        Klinoxid (Lederle) 
                                        Marduk (S&K Pharma) 
                                        Sanoxit (Galderma) 
                                        Scherogel (Asche) 
                                        Oxy (SmithKline Beecham) 
                                        Panoxyl (Stiefel) 


    Beipackzettel Panoxyl 10%
    Beipackzettel Sanoxit 5%
    Eintrag in der Roten Liste
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    Allgemeines:

    Benzoylperoxid wirkt hauptsächlich auf die Hautschälung ein, d.h. bekämpft die Verhornungsstörung der Talgdrüsen. Ein leicht antibiotischer Effekt auf das P.Acnes scheint auch vorhanden zu sein, in Kombination mit einer lokalen Antibiotikatherapie kann die Resistenzenbildung vermindert werden. Der erhöhte Talgfluß der Haut wird nicht beeinflußt.

    Benzos sind eines der zwiespältigsten Präparate überhaupt. Früher gabs Gerüchte über hautkrebsbegünstigende Wirkung, inzwischen widerlegt, was immer noch Fakt zu sein scheint, ist eine riesige Spannweite, was Verträglichkeit angeht und andererseits, wie sie bestimmbar ist. zum einen ist die Verträglichkeit gegenüber dem Wirkstoff selber sehr individuell, d.h. die einen benutzen es über Jahre hinweg ohne Probleme, andere haben ständig Probleme mit schuppiger, brennender Haut und mehr Verschlechterung der Akne durch erhöhte Anfälligkeit, als Verbesserung durch Schälung. Oftmals mag die schlechte Wirkung aber nicht am Wirkstoff, sondern am Präparat oder der Grundlage liegen. 
    Ökotest Sonderheft 24, 1998 führt als möglicherweise aknefördernde Zusatzstoffe von Benzoylperoxidpräparaten an:

    • Isopropylmyristat
    • Isopropylpalmitat
    • Isopropylisostearat
    • Octylstearat
    • Oleic Acid (Ölsäure?)
    • Natriumlaurylsulfat
    • Kakaobutter
    • Mandelöl


    Somit ist das Bild von Benzos in meinen Augen ein sehr zwiespältiges: für viele (mich eingeschlossen) ist es Mittel der Wahl, weil es unproblematisch ob Nebenwirkungen, vergleichsweise unproblematisch, was Resistenzen (gibts nicht) und Folgen von Daueranwendung (individuell völlig unterschiedlich) ist. Bei anderen bringt es die Akne erst richtig zum Blühen, wirkt in erster Linie hautreizend und eindeutige Ergebnisse, was schnellere Hautalterung etc. angeht, sind meines Wissens nach nicht bekannt. 
    Trotz allem denke ich, daß Benzoylperoxid eines der "unproblematischsten" Aknemittel ist, ein Versuch ist es auf jeden Fall wert. Eventuell in Kombipräparation mit einem Erythromycinpräparat, wobei ich darüber wenig sagen kann, weil diese Kombipräparation offenbar noch selten Praxis ist, jedenfalls ist auf dem Board selten die Rede davon.

    Die "Bitteren Pillen" attestieren BPO das Problem "Relativ häufig allergische Hauterscheinungen (z.B. Juckreiz, Rötung, Bläschen)" und bezeichnen es durchaus als "Therapeutisch zweckmäßig".

    Im Unterschied zu Hautantibiotika, Retinoiden und den meisten Einnehmpräparaten sind BPO - Präparate nicht verschreibungspflichtig.



    Dosierung:

    Dosierungen bewegen sich zwischen 3 und 10% Wirkstoffanteil. 
    Der Wirkstoff ist immer derselbe, unabhängig, welches Präparat von den obigen ihr verwendet. Die Konzentration soll, so heißt es, nicht unbedingt sehr viel Unterschied machen, die Wirksamkeit ist sehr ähnlich. Ich könnte mir aber vorstellen, daß viele eben von den niedriger dosierten Präparaten einfach größere Mengen auftragen.
    Es gibt bis zu 10%ige Präparate, die man ausdrücklich über Nacht einwirken lassen soll. Bei anderen steht ausdrücklich dabei, man soll maximal 3 Minuten einwirken lassen und dann abduschen. Ich denke, die Hinweise auf den Beipackzetteln in die Richtung kann man daher getrost ignorieren. Ein sinnvoller Grund für diese Empfehlungen fällt mir wegen ihrer Unterschiedlichkeit von Präparat zu Präparat persönlich keiner ein, die eine Grenze scheint mir in der individuellen Verträglichkeit zu liegen (also einfach mal an einer kleinen Stelle am Arm oder so mal ausprobieren, wie die Haut auf eine längere Anwendung reagiert) und die andere Grenze bei solchen Sachen wie sich viermal täglich dick einreiben, das ist völliger Schwachsinn. 

    Auf dem Board wurde zumeist die 5%-Variante empfohlen. Mir scheint das ein guter Kompromiß zwischen Wirksamkeit und Verträgichkeit zu sein. (wenngleich ich selber die 10% nehme)

    Anwenden sollte man Benzoylpräparate MAXIMAL zweimal am Tag, eher seltener, und nach einiger Zeit (zwei Wochen max.) mit der Dosis runtergehen auf einmal täglich bis mehrmals die Woche. Das auch nur, wenn die Verträglichkeit anfangs geprüft wurde und bei stärkeren Hautreaktionen sofort die Dosis verringert bzw. auf Null gesetzt wird. In der Alltagspraxis ist die Anwendung von Benzoylperoxid wegen der entfärbenden Wirkung auf Klamotten ohnehin nur eingeschränkt möglich.

    Ökotest dazu:
    Empfohlen wurden Benzoyt 5%, Sanoxit 5%, Akneroxid 5%, Klinoxid Creme 5%, PanOxyl mild 5%, Cordes BPO 5%, Benzaknen mild 5%, Aknefug Oxid 5% und Acnidazil, welches als einziges noch einen weiteren Wirkstoff enthält, nämlich Miconazolnitrat, welcher gegen Pilze und Bakterien wirkt.



    Waschlotionen und "Auftragpräparate"

    z.B. Dercome Clear oder Benzaknen Waschlotion sind offenbar nur "Waschcremes", d.h. man wäscht sich mit ihnen. Hier ist normalerweise die Einwirkzeit so kurz, daß ein Effekt unwahrscheinlich ist. Besser sind auf jeden Fall Präparate, die man wenigstens für einige Zeit (Einreiben, dann meinetwegen Rasieren, Zähneputzen und dann erst abduschen) einwirken lassen kann.



    Wirkungsweise:

    Benzoylperoxid, ein Peroxid, wie der Name sagt. Peroxide sind aggressive chemische Substanzen, die stark oxidierend wirken. Die oberste Hautschicht wird angegriffen, die Hautschuppung verstärkt sich. Bakterien werden auch angegriffen, anders als lokal angewendete Retinoide wirkt BPO neben der Schälung auch leicht antibiotisch.. 
    Das positive dabei ist, daß diese Wirkung eher ähnlich einer Desinfektion (wie z.B. mit Alkohol oder Jod) vor sich geht, nicht rein antibakteriell wie bei Antibiotika. So kann sich keine Resistenz des P.acnes entwickeln. 
    Die Wirkung läuft auch über diese verstärkte Hautschälung und die antibakterelle Wirkung. 
    Zusammenfassend: von den die Akne begünstigenden Faktoren: (erhöhte Talgproduktion, Verhornung der Talgdrüsenausgänge, Infektion durch Proprionibacterium Acnes) werden vor allem die Verhornung bekämpft - der Talg kann besser abfließen - und die Infektion teilweise eingedämmt.
    Die Talgproduktion selber bleibt eher gleich, d.h. an den anderen Ursachen der Akne macht das Benzo wenig. Das scheint mir auch der eine Nachteil von Benzos zu sein - natürlich gehen die Whiteheads leichter weg, entzündet sich weniger, aber man gerät auch wieder leichter in Versuchung, rumzudrücken ;-) - - vielleicht zusammen mit der Benzotherapie noch ne Kosmetik machen scheint mir einleuchtend. 



    Anwendung und Vorsichtsmaßnahmen:

    Peroxide werden auch beispielsweise zum Haare blondieren eingesetzt, Benzoylperoxid selbst entfärbt dementsprechend auf der Haut getragene Klamotten. Besonders schnell geht das bei gleichzeitigem Kontakt mit Wasser, wäßrige Lösung von einem Benzopräparat können doch schöne helle Flecken machen, ich hab einige solche Handtücher.

    Die Entfärbung ist duchaus ein großes Problem bei der Benzoylperoxidanwendung. Oft nicht bemerkt, nach und nach stellt man dann fest, dass der Rücken des T - Shirts nach und nach die Farbe wechselt oder fragt sich, weshalb der Hemdkragen so hell wird. Von daher ist es praktischer,Benzos nur über Nacht zu verwenden und dann nicht die Edelbettwäsche und die Lieblings T-Shirts anzuziehen. Tagsüber mit dem Benzo - Shirt (weiss) ist natürlich auch machbar, ich hatte da oft Probleme mit dem dann doch wo reiben, kratzen, drücken und wenn man dann irgendwann mal sich die Augen gerieben hat, kanns auch brennen.

    Außerdem riecht es seltsam. 

    Über Nacht stört es nicht, wenn man am nächsten Morgen duscht, kommt danach keine Schuppung mehr nach - die Wirkung ist zumindest bei mir ne "einmalige", d.h. wenn mans wieder abgeduscht hat, geht der Schälprozeß nicht weiter. Ebenso entfärbt es bei gründlichem Abduschen ncht mehr. Hier will ich aber wirklich zu *gründlichem" Abduschen raten, wenn man in die Edelklamotten schlüpfen will, sonst ist der Ärger groß. Wenngleich ich hier wieder vor dem Mythos der fehlenden Reinlichkeit und der Gefahr des zu exzessiven Waschens von Aknekranken hinweisen mag. 



    Persönliche Erfahrungen:

    Meine Erfahrungen mit Benzoylperoxid sind unterschiedlich: vor der Roaccutantherapie nahm ich es zwei Monate ohne Effekt. Jetzt mache ich wieder Nachbehandlung mit Benzos, seit die Roaccutantherapie vorbei ist.
    Der Effekt ist viel besser als beim ersten Mal. Es juckt von Zeit zu Zeit ein wenig, aber ist vollkommen erträglich. Vor allem beim Abduschen morgends und beim Einreiben und die nächsten 10 Minuten brennt es ziemlich. Die Haut trocknet auch stark aus und schuppt sich leicht, die anti-verhornende Wirkung kann ich grade gut feststellen. Vor allem die Whiteheads gehen grad sichtbar zurück. Man kriegt die Haut auch fast beliebig trocken damit, wenn ich auch von Zeit zu Zeit vielleicht mit der Anwendung ein bißchen übertreibe... 

    Nochmal zur Wirkung bei mir: Ich kann mir vorstellen, der bessere Effekt liegt auch mit daran, daß die fetten Entzündungen im Rahmen der Roaccutantherapie abgeklungen sind und der "Kleinkram", der jetzt noch da ist/nachkommt, von dem Wirkstoff besser unter Kontrolle gehalten werden kann. Das Problem bei allen äußerlich aufgetragenen Präparaten ist ja, daß die tiefer liegenden Entzündungen nicht erreicht werden. Von daher hat mir mein Hautarzt auch von lokalen Tretinoiden als Nachfolgetherapie abgeraten, was ich ...nunja, nicht ganz einsehen will. Aber so ists grad ganz in Ordnung. 



    Wechselwirkungen, Tips:

    Auch nochmal: Verwendet die Benzos nicht parallel zu einer Roaccutantherapie! Man kann sich mit zwei so die Haut angreifenden Medikamenten die Haut prima kaputtmachen. Sinnvollere Kombipräparate sind Retinoide und Antibiotika, oder im Wechsel Hautantibiotika und Benzoylperoxid.

    Allgemein erreichte mich zu schälenden Präparaten der Tip, man solle sich vor Schwarzlicht (in Discos) hüten. Ich schätze, das gilt auch für Roaccutan: im normalen Licht sieht alles ganz gut aus, im Schwarzlicht fangen die Hautfetzen und die Schuppen an zu leuchten... Mal wieder: im Zweifelsfall ne Creme einpacken.




Stand: 04.02.2002
Autor: Richie