Lokale Retinoide


 

Wie soll es wirken?
Anwendung und Nebenwirkungen
Erhältliche Präparate


    Deren gibt es Adapalen, Isotretinoin und Tretinoin (ich schätze, das Stereoisomer). Tretinoin scheint die am stärksten schälende Wirkung zu haben, Isotretinoin liegt dazwischen, Adapalen *soll* laut Werbung am schonendsten sein. Alle drei wirken durch einen Schäleffekt, der, anders als wie bei Benzoylperoxid, nicht mit einer Entfärbung von Kleidern, Bettwäsche etc. einhergeht.

    Retinoide sind der Vitamin - A - Abkömmlinge. Tretinoin ist Vitamin - A - Säure, Isotretinoin meinem Chemie - LK - Wissen nach das Stereoisomer: das zu Tretinoin spiegelbildliche Molekül. Adapalen ist eine nah verwandte Substanz mit ähnlicher Wirkung und offenbar besserer Verträglichkeit.

    Wie soll es wirken?

    Wirkungsweise:
    Anders als "systemische" Retinoide (Roaccutan, oral eingenommen) wirken Retinoide lokal (auf die Haut aufgetragen) nur "topisch", also der "Roaccutaneffekt", daß gleich mehrere die Akne begünstigende Faktoren bekämpft werden, tritt nicht auf. Wie auch beim Benzoylperoxid: von den die Akne begünstigenden Faktoren: (erhöhte Talgproduktion, Verhornung der Talgdrüsenausgänge, Infektion durch Proprionibacterium Acnes) werden vor allem die Verhornung bekämpft - der Talg kann besser abfließen - und die Infektion teilweise eingedämmt. 
    Wie bei allen äußerlich aufgetragenen Aknetherapeutika gilt auch hier: die Frage ist, wie tief ie in die Haut eindringen. Bei tiefliegenden Knoten bringen sie wenig.
    Eine leichte Umstellung der Hautchemie könnte trotzdem drinliegen, da die Retinoide ebenfalls bei Schwangerschaft und Stillzeit kontraindiziert sind, d.h. anscheinend in den Blutkreislauf kommen. Jedoch ist die Wirkung im Großen und Ganzen eine andere als beim Roaccutan, der Anteil, der tatsächlich in den Hautstoffwechsel gelangt, ist viel kleiner, da die Proteine, die das oral eingenommene Isotretinoin zu den Talgdrüsen transportieren, in der Haut meines Wissens nach nicht vorkommen.
    Zusammenfassend: Hauptwirkung über Schälung, leichte desinfizierende Wirkung, vielleicht leichte Veränderung des Hautstoffwechsels.

    Bitte mich nicht drauf festnageln, das ist schon länger her, aber ich mags anführen. Auf der "Forum Haut" - Tagung 1999 hörte ich mehrfach bei Privatgesprächen mit dem Fachpublikum, dass hier noch auf Entwicklungen zu hoffen ist. Was mir in Erinnerung blieb, war, dass bei Retinoiden vor allem nach Trägersubstanzen geforscht würde: nicht den Wirkstoffen, sondern der Salbengrundlage, dahingehend, dass versucht wird, eine Salbengrundlage zu finden, deren Moleküle nicht die Wände der Talgdrüsen bzw. der Lederhaut durchdringen könnte. d.h. dass über die derart eingeschränkte Reichweite der Wirkstoff nur an die Talgdrüsen und die Oberhaut käme, wo er die gewünschte Wirkung habe, aber nicht weiter, wo er nur noch unerwünschte reizung hervorrufen würde. ich hab seitdem nicht von einem neuen Retinoid - Präperat gehört, aber es mag sich lohnen, die Augen nach neuen Namen aufzuhalten.

     

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    Anwendung:

    Normalerweise werden Retinoide auch über Nacht aufgetragen, vor allem dann, wenn sie einzige Therapie sind. Die Substanzen dürfen nicht auf Schleimhäute, in die Augen etc. kommen! Von daher ist die Anwendung über Nacht unproblematischer wie die tagsüber: es besteht weniger Gefahr des Kratzens und danach in den Augen reiben u.ä.

    Anders als Benzoylperoxid können gleichzeitig mit Retinoiden auch lokale Antibiotika eingesetzt werden, es existieren bereits vorgemischte Kombipräparate.

    Nebenwirkungen:

    Juckreiz, Stechen, Brennen oder Reizungen, Rötungen, Hautabschälung (hoffentlich). Aufhellung überpigmentierter Haut, erhöhte Lichtempfindlichkeit (Sonnenbrandgefahr). 
    Kontraindiziert (verboten) bei Schwangerschaft und Stillzeit.

     

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    Erhältliche Präparate:

    Differin Gel (von Galderma), enthält Adapalen
     

    Differin hat den Ruf, das am besten verträglichste Retinoid zu sein, bzw. das beste Wirkungs - Hautreizungsverhältnis.

    Bittere Pillen schreibt folgendes:

    Wichtigste Nebenwirkungen:
    Starke Hautreizungen, Pigmentstörungen. Mißbildungen möglich

    Empfehlung

    Möglicherweise zweckmäßig bei Akne. Bei Frauen ist die Anwendung nur vertretbar, wenn eine Schwangerschaft ausgeschlossen werden kann. Retinoidähnliches Mittel. Noch relativ wenig erprobt.

    Eintrag in der Roten Liste
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    Roaccutan Gel (von Roche) und
    Isotrex (von Stiefel), enthalten Isotretinoin.

    Isotretinoin ist derselbe Wirkstoff wie in Roaccutan, aber auch hier nochmal: der Wirkungsmechanismus ist aufgetragen ein vollkommen anderer als eingenommen. Lokal angewendetes Isotretinoin wirkt nur schälend, wenngleich aus Sicherheitsgründen auch hier analog zur Roaccutantherapie Schwangerschaft und Stillzeit von der Anwendung ausschliessen.

    Isotretinoin führt im Schnitt zu mehr Hautreizungen wie Differin.

    Bittere Pillen schreibt hier analog zu Differin:

    Wichtigste Nebenwirkungen:
    Starke Hautreizungen, Pigmentstörungen, Lichtüberempfindlichkeit, Mißbildungen möglich

    Empfehlung

    Therapeutisch zweckmäßig bei Akne zur Schälbehandlung. Bei Frauen ist die Anwendung nur vertretbar, wenn eine Schwangerschaft ausgeschlossen werden kann.

    Isotretinoin ist länger als Schälpräparat im Einsatz als Differin, von daher entfällt der "noch wenig erprobt" - Hinweis.

    Isotrexin enthält zusätzlich zu Isotretinoin auch noch Erythromycin.

    Beipackzettel von Isotrexin
    Isotretinoin lokal:Rote Liste
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    Epi-Aberel (von Jannsen-Cilag),
    Airol (von Pierre Fabre) und

    VAS-Cordes (von Ichthyol) enthalten Tretinoin.

    Tretinoin steht im Ruf, das schlechteste Wirkungs - Hautreizungsverhältnis der Retinoidpräparate zu haben, d.h. bei derselben Wirkung wird bei der Anwendung von Tretinoin die Haut stärker gereizt als bei Isotretinoin oder Adapalen.

    Die Bitteren Pillen schreiben zu Tretinoinpräparaten nichts, ebensowenig zu den Kombipräparaten.

     

    Exemplarischer Beipackzettel (Airol]
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    Aknemycin Plus (von Hermal) und
    Clinesfar (von Essex Pharma) sind Kombipräparate aus Tretinoin und Erythromycin (Antibiotikum, Gruppe Makrolid-Antibiotika. Lt. Roche Lexikom Medizin rasche Resistenzbildung, bakteriostatische (wachstumshemmende, nicht abtötende)Wirkung; lt. THW Dermatologie (Quelle siehe Antibiotika) häufige Kreuzresistenzen zu Tetracyklinen. Da ein Angreifen von mehreren aknebegünstigenden Faktoren bei mittleren Akneformen meist empfehlenswert ist, sind diese kombinationen an sich keine dumme Idee, mein eindruck ist der, dass eine Wechselbehandlung mit Differin, weil weniger reizend, und einem Erythromycinpräparat hier vielleicht eher Mittel der Wahl sind.

     

    Beipackzettel Aknemycin Plus
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Zu allen genannten Präps würde ich mich über Beipackzettelscans freuen. Bitte per Mail an mich :o).

 

Stand: 12.04.2002
Autor: Richie