pille



Lexikon



Pille

1. Wie funktioniert sie eigentlich?
Die Einführung der Pille 1961 glich einer Revolution. Erstmals konnten Paare ohne Angst vor einer ungewollten Schwangerschaft Sex haben. Besonders die Frau erlangte durch die Pille eine bisher nicht gekannte Handlungsfreiheit. Dabei war die Idee ganz einfach. Durch die Zusammensetzung der Hormone, die die Pille enthält, wurde dem Körper vorgetäuscht, er wäre schon schwanger. Die Reaktion des Körpers darauf ist, daß er einen "weiteren" Eisprung unterdrückt.
Das Zusammenwirken der Hormone täuscht eine Schwangerschaft vor.


2. Östrogen und Gestagen
Heute sind in den Pillen meistens zwei verschiedene Hormone wirksam. Das Östrogen bewirkt eine Stabilisierung des weiblichen Zyklus auf genau 28 Tage. Es sorgt außerdem dafür, daß keine Zwischenblutungen auftreten.
Das zweite Hormon, das künstliche Gestagen, ist so hergestellt, daß es dem natürlichen Hormon Progesteron ähnlich ist. Dieses Hormon sorgt normalerweise dafür, daß eine Schwangerschaft erhalten bleibt.
Durch diesen Trick in der Zusammensetzung der Pille täuschen beide Hormone zusammen der Hirnanhangsdrüse eine Schwangerschaft vor. Die Hirnanhangsdrüse sorgt dann dafür, daß die Produktion des LH (Luteinisierendes Hormon), das normalerweise einen Eisprung auslöst, gesenkt wird. Ein Eisprung findet nicht statt.


3. Anwendung:
Der Zyklus bleibt immer gleich. Nimmt man die Pille zum ersten mal, wird die erste Pille am ersten Tag der Monatsblutung genommen. Danach nimmt man die Pille 21 Tage lang und macht dann 7 Tage Pause. In diesen 7 Tagen Pause beginnt nach 1-2 Tagen die Regelblutung. Nach 7 Tagen beginnt man wieder mit einer neuen Einnahme. Beim ersten Mal hat man also innerhalb von 28 Tagen zwei Blutungen. Danach läuft der Zyklus hormongesteuert jedesmal gleich ab.

21 Dragees enthalten Wirkstoffe, 7 sind wirkstoffrei. Manchmal enthalten Pillenpackungen auch für 28 Tage Pillen. Das geschieht hauptsächlich, um den Einnahmerhythmus nicht zu unterbrechen damit man nicht vergißt, nach der Pause mit einem neuen Einnahmezyklus zu beginnen. Auch bei dieser Pille sind nur in den ersten 21 Dragees Hormone enthalten. Die übrigen 7 Pillen sind wirkstoffrei.


4. Zusammensetzung der verschiedenen Pillen:
Die Präparate unterscheiden sich durch den Anteil der Hormone. Neben diesem zahlenmäßigen Unterschied gibt es aber auch noch Pillen, die eine unterschiedliche Zusammensetzung der Hormone aufweisen:

Die Einphasenpille enthält in allen 21 Dragees die gleiche Kombination von Östrogen und Gestagen.
Die Zweiphasenpille enthält in den ersten 7 Tagen nur Östrogene und in den restlichen Dragees zusätzlich auch Gestagen.
Die Dreiphasenpille ist dem weiblichen Zyklus am besten angepaßt. Sie enthält Östrogen und Gestagen in wechselnden Konzentrationen.
Die Minipille besteht nur aus Gestagenen.
Die Mikropille enthält nur eine geringe Menge von Östrogen und dafür entsprechend mehr Gestagen.


5. Was ist die Pille danach?
Die "Pille danach" ist keine Dauerlösung. Die "Pille danach" ist nur für den Notfall geeignet. Keinesfalls sollte man daran denken, sie anzuwenden, als unbedingt notwendig, weil sie den gesamten Hormonhaushalt durcheinanderbringt und deshalb nicht unbedingt als gesund gelten kann. Die "Pille danach" besteht eigentlich aus 4 Pillen, von denen die ersten 2 bis spätestens 72 Stunden nach dem Verkehr eingenommen werden müssen. Die anderen beiden werden dann in einem Abstand von 12 Stunden eingenommen. Die Pillen bewirken nach etwa 3 bis 7 Tagen eine verfrühte Blutung, um die Einnistung eines befruchteten Eis zu verhindern.


6. Auswahl der Pille:
Nebenwirkungen und Risiken müssen mit der Ärztin besprochen werden. Nicht jede Pille ist für jede Frau geeignet. Alter und Gesundheitszustand sind wichtig.
Manchmal bestehen auch Risikofaktoren, die bei der Einnahme der Pille zu Nebenwirkungen führen. Zwar sind die modernen Präparate heute so niedrig dosiert, daß sie in der Regel keine Nebenwirkungen mehr haben, man sollte aber mit der Frauenärztin (oder Arzt) alle möglichen Risiken untersuchen und besprechen und erst dann die richtige Pille aussuchen.


7. Unerwünschte Wirkungen:
Frauen, die langjährig die Pille einnehmen, haben ein erhöhtes Risiko für verschiedene Erkrankungen, z. B. Thrombosen, Migräne, Depressionen. Außerdem kann es zu einer Gewichtszunahme kommen. Die ist bedingt durch eine gesteigerte Wassereinlagerung in das Zellgewebe.

Neues Gestagen sorgt für verminderte Wassereinlagerungen. Ein neu entwickeltes Gestagen, das dem natürlichen Progesteron sehr ähnlich ist, bewirkt eine verminderte Einlagerung von Wasser. Diese neue Pille kann dazu führen, dass Frauen ihr Körpergewicht behalten, oder sogar ein bis zwei Kilo abnehmen. Aber auch hier gilt: die Pille ist nicht zur Gewichtsreduktion da, sondern zur Schwangerschaftsverhütung. Eine Indikation muss genau mit dem Arzt abgesprochen werden.


8. WICHTIG!
Vorsicht bei Durchfall oder Erbrechen: Dann wirkt die Pille nicht mehr zuverlässig. Bei der Einnahme ist es wichtig, daß man sich eine genaue Zeit überlegt, etwa morgens nach dem Aufstehen, und diesen Zeitpunkt nach Möglichkeit immer einhalten, damit der Hormonspiegel im Blut nicht zu sehr schwankt.
Vergißt man eine Pille ganz, so ist kein ausreichender Schutz mehr gegeben. Daran sollte man auch denken, wenn man nach der Einnahme Durchfall hatte oder sich erbrochen hat. Die eingenommene Pille wird dann wieder abgegeben, ohne daß die Hormone wirken konnten. In einem solchen Fall sollte beim Geschlechtsverkehr ein zusätzliches Verhütungsmittel, z. B. Kondome, angewendet werden und zwar bis zum Beginn einer neuen Einnahmeperiode.

Außerdem kann die Einnahme von Antibiotika (natürlich auch solche, die zur Aknetherapie verwendet werden!) die empfängnisverhütende Wirkung der Pille ebenfalls aufheben. Darauf ist unbedingt zu achten!!!

Bei korrekter Einnahme ist die Pille die sicherste Verhütungsmethode. Der Pearl-Index der Pille liegt bei 0,2 bis 0,3. Wenn die Einnahmeregeln nicht beachtet werden, kann der Index bis 2 ansteigen.

 
 
 
 
 

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Aktualisiert: 18.7.2002
Autor: Jela