Meine Aknegeschichte: Sascha


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Hinweis für Ungeduldige: Unten kommt noch eine Erlebnisbericht einer Roaccutanbehandlung
 

 Clerasil & Co

 Mit ca. 14 Jahren gings los. Der Vater hatte es, der Opa hatte es und die Oma auch. Das muß man abwarten, das geht vorbei, das gehört dazu. Ich habe es abgewartet und es wurde von Jahr zu Jahr schlimmer. Es verschlechterte sich aber so langsam, daß ich es gar nicht bemerkte. Behandelt habe ich damals die Akne mit so frei verkäufliches Zeug aus der Apotheke, welches mir meine Mutter gab und natürlich mit Clerasil (denn es ist ja so einfach die Pickel loszuwerden).
 

 Antibiotika äußerlich und Benzos

 Mit 19 gings dann zum Bund. Der Arzt dort hat mir Aknemycin Lösung und Akneroxid verpaßt. Das hat die Haut etwas verbessert, wobei ich denke, daß das Akneroxid, zuerst 5% dann 10%, nur die Wäsche verfärbt. Nach einer gewissen Zeit hat sich meine Haut, oder soll ich sagen die Akne, dran gewöhnt und der Zustand meiner Haut verschlechterte sich wieder.
Nach der Bundeswehr habe ich mir das Zeug weiterhin von meine Hausarzt verschreiben lassen. Es wurde über die nächsten Jahre schlimmer als es jemals zuvor wahr. Die Pickel im Gesicht jetzt auch auf den Schultern und der Brust. Aber immer war da noch der Gedanke es geht weg. Bei meinen Vater hatte es auch sehr lange gedauert. Und ich hatte auch Angst vor dem Arztbesuch, vor jedem Arztbesuch, und so habe ich es immer weiter vor mir hergeschoben. Und ich hatte mich gewissermaßen an die Pickel gewöhnt und gar nicht gemerkt wie ich mich in meinem sozialen Leben davon habe einschränken lassen.
 

 Von Eigenblutbehandlung bis Fruchtsäurepeeling

 Mit 24 Jahren bin ich dann endlich zu einem Hautarzt gegangen. Ich habe dort als erstes einen Allergietest gemacht. Der war durch die Bank negativ. Also davon kam meine schlechte Haut nicht. Den Test wollte ich gemacht haben, der Arzt meinte schon vorher, daß es kein Allergie ist. Er hatte in seiner Praxis noch nie einen Fall bei der die Akne von einer Allergie, z.B. auf Lebensmittel, ausgelöst worden wäre.

Er hat mir dann eine Waschlösung und eine Schwefelsalbe, die der Apotheker herstellen mußte, verschrieben. Wieder wurde die Haut besser. Es war nicht weg, aber es wurde besser. Und von allen Seiten hört man, daß man bei der Aknebehandlung Geduld haben muß, also habe ich wieder gehofft. Aber die Haut verschlechterte sich wieder. Dann bekam ich wieder Aknemycin oder Basocin verschrieben.
Das alte Spiel begann dann wieder. Zuerst besser, aber die Pickel gewöhnten sich dran und es wurde wieder schlimmer. Ich bin privat Krankenversichert und so war der Arzt experimentierfreudig. Es kamen noch UV-Bestrahlung und Eigenblutbehandlung hinzu.

Jetzt war ich 26 Jahre alt. Ich hatte viele Arzttermine und Pickel und es wurden mehr. Da meinte der Hautarzt, daß eine Möglichkeit der weiteren Behandlung das Roaccutan wäre. Dies wäre aber mit starken Nebenwirkungen verbunden. Er wolle es lieber zuerst mit einer Fruchtsäurebehandlung (Neostrata oder so ähnlich hieß das Zeug) versuchen. Und da ich dem Arzt vertraute und keinen Bock auf Nebenwirkungen hatte habe ich dem zugestimmt.

Dann begann ich in dem der Praxis angeschlossenem Kosmetikstudio mit der Fruchtsäurebehandlung. Kribbelt leicht, das Gesicht wird rot, ist auszuhalten. Die anderen Medikamente sollte ich im Gesicht nicht mehr benutzen. Eine Anfangsverschlechterung ist auch hier normal. Trat bei mir auch prompt auf. Dann wurde es besser. Sah man kaum, da das Gesicht sehr rot war, aber es war zu spüren.
Dann wurde die Haut wieder schlechter. Daraufhin sollte ich die Waschlösung und das Basocin wieder verwenden. Bei dem drittletztem Termin war die Haut wieder so schlecht geworden, daß ich meinte es hätte wohl keinen Zweck mit dieser Behandlung. Der Arzt stimmte mir zu und wollte mich jetzt mit Roaccutan behandeln. Ich war mit meinem Studium fertig und zog in eine andere Stadt und habe daraufhin den Arzt gewechselt. Wenn ich bedenke, daß die Fruchtsäurebehandlung eigentlich nur zu Narbenbehandlung gedacht ist kommt mir irgendwie der Gedanke, daß dieser Arzt doch ein gewaltiger Abzocker ist. Akne ist eine sehr dankbare Krankheit, für den Arzt! Das diese Behandlung dann auch wieder fehlgeschlagen ist hat mir sehr weh getan. Durch die häufigen Arztbesuche sind außerdem die Gedanken immer mehr auf die Akne fixiert worden. Ich hatte die Pickel dann so satt.
 

 Antibiotikumtabletten

 Neuer Arzt neues Glück. Diesmal eine Ärztin. Sie hat sich den Krankenbericht meines alten Arztes durchgelesen und meinte, daß das Roa sehr starke Nebenwirkungen hätte und sie lieber vorher etwas anderes versuchen wollte. Da ich immer noch keine Freude an Nebenwirkungen hatte und ich der Ärztin vertraute habe ich zugestimmt. Sie hat mir dann Clinesfar Gel (keine Ahnung mehr was das war), Aknemycin Lösung und Skid Filmtabletten verschrieben. Von den Tabletten sollte ich 2 Stück täglich nehmen. Die Haut wurde besser. Und das altbekannte Spiel blieb aus. Die Haut wurde immer besser. Nach einigen Wochen hatte ich am ganzen Körper keinen Pickel. Sich einfach in das Gesicht fassen zu können ohne das es weh tut, oder einfach unter die Dusche zu stellen ohne das es weh tut. Eine unglaubliche Erfahrung! Mir wurde auch richtig deutlich wie sehr ich mich durch die Akne zurückgezogen habe. Wie schwer mir soziale Kontakte fallen.

Dann nach 2-3 aknefreie Wochen sagte die Ärztin, daß die Dosierung der Antibiotikumtabletten verringert werden muß, da sie sonst den Körper zu sehr belasten. Also nur noch eine Tablette täglich. Und die Haut wurde wieder schlechter. Ich bin dann wieder zur Ärztin hin und sagte: „Es wird wieder schlechter. Ich kann das nicht akzeptieren.“ Sie meinte nur was ich wolle es wäre ja viel besser als vorher. Nun das stimmte, aber nur unter der Voraussetzung, das 3 Pickel besser als 10 sind. Und dem kann ich nicht zustimmen. Zugegebenermaßen waren sie auch kleiner. Ich sagte ihr aber auch noch, daß es von Woche zu Woche schlechter wird, und ich nicht warten will bis es wieder so schlimm wie vorher wird. Sie meinte ich solle es abwarten. Toll! Das Einfühlungsvermögen dieser Hautärztin liegt unterhalb des absoluten Nullpunktes!
Ich wartete also ab. Durch ein paar private Katastrophen hatte ich dann überhaupt keine Lust mehr irgend etwas gegen die Akne zu tun und habe keine Tabletten mehr geschluckt und auch nichts mehr ins Gesicht geschmiert. Die Akne bedankte sich und blühte so richtig auf. Sowohl an Zahl und Größe. Absoluter Wahnsinn. Nach ein paar Wochen konnte ich mich dann aufraffen und einen neuen Arzt aufsuchen.

Die Behandlung mit Skid erscheint mir im nachhinein in meinem Fall als ein Kunstfehler. Sie ist angezeigt, wenn es um eine Überbrückung einer Zeitspanne in der die Akne auftritt geht, z. B. wenn es sich um eine Pubertätsakne handelt. So können Narben, sowohl seelische als auch körperliche, vermieden werden, ohne gleich ein Hammer wie das Roaccutan einzusetzen. Ich war allerdings schon Ende 20.
 

 Ab hier geht es um Roaccutan!

 Nachdem mein neuer Hautarzt meine Geschichte gehört und einige der Rezepte gesehen hat, verschrieb er mir dann sofort, nach der notwendigen Blutuntersuchung, das Roaccutan. Das war am 25.09.1998. Ich sollte 50 mg täglich schlucken. Bei einem Körpergewicht von ca. 100 kg macht das eine Dosis von 0,5 mg/kg.
Da hatte ich aber die Homepage vom Richie (vielen Dank!!) schon entdeckt und mich auf die Nebenwirkung vorbereitet: Lippenstift von Neutrogena und ein Spray mit Salzwasser aus der Apotheke gegen trockene Nasenschleimhäute. Diese wurden meine ständigen Begleiter. Ohne sie wäre es nicht gegangen. Mit ihnen waren die Nebenwirkungen kein Problem. Die Haut wurde immer trockener. Da war toll, denn ich habe eine sehr fette Haut. Zu den Nebenwirkungen würde ich auch noch die monatlichen Blutuntersuchungen zählen. Lästig!

Nach einer leichten Anfangsverschlechterung wurde es, über große Zeiträume gesehen, immer besser. Innerhalb von ca. 6 Wochen ist es bei immer mal schlechter und besser. So im März waren die Pickel so gut wie verschwunden. Das war toll. Zu dem Preis des Roa kann ich nur sagen, daß der Apotheker mich jetzt mit Namen begrüßt, wenn ich die Apotheke betrete.
Aber die Angst vor dem Ende der Therapie nahm zu. Das planmäßige Ende der Therapie wäre der 23.05.1999 gewesen (120 mg/kg Gesamtdosis), aber meine Leberwerte sind explodiert. Ich mußte die Tabletten absetzen. Das war am 12.04.1999. Da war ich ziemlich niedergeschmettert und hatte doch große Angst vor einem Rückfall. Mein Hautarzt meinte aber, daß ich nach seiner Erfahrung sowieso genug vom Roaccutan geschluckt habe. Er hält die Angabe der Gesamtdosis von 120 mg/kg sowieso für eine Marketingaussage des Herstellers. Er hat bisher immer eine geringere Tages- sowie Gesamtdosis verordnetet. Ich hatte ihn mit diesen Werten konfrontiert und er hat mit Rücksichtnahme auf meine seelische Verfassung dann auf diese Linie eingeschwenkt. Er sagte auch noch, daß es ab und zu Rückfälle gibt, aber daß er nach einem zweiten Durchlauf keinen weiteren Rückfall erlebt habe. Und die Akne ist bei dem Rückfall nicht mehr so stark ausgeprägt wie vorher. Naja, er versuchte halt mich zu beruhigen.
 

 Nach dem Roaccutan

 Mit dem Absetzen des Roas wurden den Leberwerte sofort wieder normal und die Haut begann wieder fetter zu werden. Auch mußte ich wieder Schampoo für fettige Haare benutzen. (Zum Waschen benutze ich nur noch die Waschlotion von Sebamed.) Dafür brauchte ich kein Lippenstift mehr. Aber auf die trockene Haut zu verzichten hat mir schon weh getan, da ich die fette Haut als eine Urasche der Pickel angesehen habe. Und die kamen auch wieder. Aber kein Vergleich zu dem was vorher war. Jetzt hatten sie die Größe bei der sich in einer amerikanischen Fernsehserie ein betroffener Jugendlicher umgebracht hätte, also sehr klein aber vorhanden. Vor der Behandlung hätte sich Godzilla hinter meinen Pickel verstecken können! Nur eins ist schlechter als vorher. Ich hatte zwar auch immer einzelne Pickel in den Haaren, jetzt habe ich ständig mehrere Pickel im Nacken. Also wieder zum Hautarzt. Er verschrieb mir daraufhin Basocin Lösung und Gel. Das benutze ich jetzt und bin im Gesicht praktisch pickelfrei, schon seit mehreren Wochen! Im Nacken kann ich sie klein halten. Auf den Schultern und der Brust hatte es sich schon vor den Roa-Behandlung gebessert. Ich nehme an, daß das an meinem Alter, ich bin jetzt 30, liegt. (Wie am Anfang gesagt, man muß nur warten!).

 Ich würde die Behandlung mit Roaccutan wieder machen! Ich bin froh das es das Zeug gibt! Ich hoffe, daß es keine Langzeitschäden gibt. Meine Angst vor den Nebenwirkung war nicht nötig, zumindest nicht bei meiner Dosierung. Aber ohne ärztliche Kontrolle sollte man Roa auf keinen Fall schlucken! Die Blutuntersuchungen sind wichtig!

 PS: Das mit der Lichttherapie halt ich für absoluten Humbug.


 

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