Eine kleine Geschichte
Also was mich angeht so bin ich mit der
Akne schon seit knapp drei Jahren jetzt rumgelaufen wobei ich allerdings
sogar mal Phasen hatte, in denen alles aufhörte und ich sogar mal
eine Art Selbstbewußtsein aufgebaut hatte, das natürlich bei
jedem Krankheitsschub wieder grundlegend zerstört wurde. Der Anfang
der ganzen Scheiße war recht harmlos und man verließ sich alt
auf alte Hausmittel, sprich Weleda Iris Milch usw. Das ganze war über
EINE Nacht aufgetaucht! Dann im Laufe der Jahre wurde es dann mal besser
und schlechter. Und irgendwie achtete ich gar nicht so sehr auf mein Aussehen.
Zu der Zeit war ich auch erst um die 14,15 und machte mir über das
ganze keine Gedanken. Ich tauchte halt sehr in die Welt der Computer ab
und die Welt da draußen interessierte mich nicht sonderlich.
Anfang 98 ging es dann allerdings richtig
los. Inzwischen war ich durch wer weiß was für Einflüsse
total sozial abgerutscht. Ich hatte wenig Freunde, dafür den dicksten
Computer in der ganzen kleinen Stadt und na ja inzwischen waren mir die
Haare so lang gewachsen, wie man sie immer bei den klassischen Hackern
im Kino sieht und eine Brille hatte mir Mutter Natur auch noch aufgezwungen.
Irgendwann fing ich zu allem Überfluß an mich doch für
das andere Geschlecht zu interessieren –ohne viel Erfolg, wie man sich
denken kann. Nur drei Monate später wurde mir auch erst richtig bewußt
warum. Ich glaube ich habe an dem Morgen fast eine viertel Stunde vor dem
Spiegel gestanden ohne es fassen zu können wie ich inzwischen aussah
Ich glaube die meisten Menschen mit Akne trifft es ganz plötzlich.
Entweder schlägt die Krankheit über eine Nacht gnadenlos zu oder
irgendwann sieht man sich z.B. unter einer Neonlampe im Spiegel. Für
mich brach damals eine Welt zusammen. Seit dem gehören Bemerkungen
wie Pickelface oder „benutz mal Clerasil“ zum Alltag. Ich ging natürlich
nicht gleich zum Hautarzt. Statt dessen bastelte ich immer wieder an meinem
Gesicht rum und verschlimmerte es am Ende vermutlich noch um das zehnfache.
Eigene Dummheit eben, aber irgendwann dreht man unter dem Druck durch.
Als ich fast 17 war ging es dann auf Druck
meiner Eltern dann auch zum Hautarzt und diese Person verschrieb mir irgendwelche
Tabletten (Minakne) ein Schälpräparat (Clinesfar) und ein Antibiotikum
(Cordes BPO5) Dann ging es für mich ein Jahr zum Austausch nach Amerika.
Dort achtete ich auf Grund der vielen neuen Dinge nicht mehr sonderlich
auf die Akne und vermutlich hatte sie sich auch sehr zurückgebildet
und war im Zeitraum von vier Monaten auch verschwunden. Leider wurde mir
das nicht mehr bewußt. Irgendwie hatte sich tief in meinem Unterbewußtsein
die Angst vom Versagen, vom nicht akzeptiert werden so stark eingebaut,
daß ich die Chance gar nicht erst nutzte. Später dann, am Ende
des Austauschs, im Juni fing es dann auch wieder an. Die gesamte Krankheit
brach wieder über eine Nacht aus und meine Medikamente waren auch
fast aufgebraucht bzw. wirkungslos geworden, die Pickel eroberten sich
jeden Quadratmilimeter zurück. Nach einem dreiwöchigen Urlaub,
den ich auch nicht mehr sonderlich genießen konnte weil ich meine
Zeit damit verbrachte gebannt in jede reflektierende Oberfläche zu
glotzen kam ich dann auch nach weiteren zwei Wochen warten zur Hautärztin,
die mich geschlagene 30 Minuten in ihrem Wartezimmer sitzen ließ,
in dem saßen Leute, bei denen ich nicht verstehen konnte wieso sie
überhaupt da saßen. Man bildet sich anscheinend sehr gerne ein
von allen Menschen in seiner Schule/Stadt/Freundeskreis sei man am schlimmsten
betroffen. Dann wurde ich genau fünf Minuten „untersucht“ (schauen
sie mal zur Seite, nach oben, ...aha Akne, ja –hier holen sie sich das
bei der Apotheke, auf Wiedersehen) Die Person verschrieb mir dann Cordes
BPO10, doppelt so stark wie die alte Creme und damit war die Sitzung auch
wieder beendet. Erstaunlich wie leicht es zu sein scheint als Arzt zu diagnostizieren.
Nebenbei drückte sie mir noch eine kleines Broschürchen zum Thema
Roacctuan in die Hand und ging.
Das kleine Heftchen las ich auf dem Weg
nach Hause durch und wurde auch gleich von den ganzen Nebenwirkungen und
Hinweisen (Am Anfang verschlechtert sich das Hautbild) und so weiter abgeschreckt.
Statt dessen ging ich zur alten Behandlungsmethode über, die über
acht Wochen gar nichts brachte. Danach wurde das Gesicht wieder glatter.
Trotzdem blieben die roten Entzündungen. Auch sehr wunderbar, wenn
man in den Spiegel schaut und denkt, cool alles wieder glatt ich hab’s
geschafft. Aber wehe man guckt mal mit einem zweiten Spiegel sein Profil
an... dann sieht man das sich alles nur schön klein gemacht hat, zwar
glatt ist aber dafür mindestens genauso rot und entzündet. Hiergegen
hilft die Medikamentenkombination, die ich nehme anscheinend gar nichts
und ich weiß auch nicht mehr was ich davon halten soll, daß
mein Gesicht zwar wieder glatt wird aber die roten Flecken einfach nicht
weggehen. Im Allgemeinen nehme ich vermutlich mehr seelischen Schaden als
körperlichen weil ich nichts anderes zu tun habe als A immer an mein
Aussehen zu denken und B an die Zeiten, wo ich ja so viele Chancen hatte
usw. Ich weiß echt nicht warum ich diese Krankheit bekommen habe
aber die Aussicht damit noch weitere fünf oder sechs Jahre rumzulaufen
regt schiere Depressionen in mir hervor. Ich habe mir schon überlegt
das wenn es sich nicht bis Anfang November verzogen hat, daß ich
dann vermutlich doch Roa einsetzen muß auch wenn ich an den Erfolg
nicht glaube und vor den Nebenwirkungen schon jetzt schiss habe. Zu allem
Überfluß scheint auch die Krankheit nach einiger Zeit der leichten
Besserung (rote Felder wurden etwas schwächer) wieder zurückzukommen.
An diesem Punkt bin ich jetzt gerade und was als nächstes kommt weiß
ich nicht. Ich bewundere alle die, die jetzt schon 25 und älter sind
und sich anscheinend einen Dreck darum scheren was die Gesellschaft im
Allgemeinen von ihnen hält, weil ich das leider nicht kann. Ich bin
halt der typische Spätzünder mit äußerst ungünstigen
Startvoraussetzungen. Irgendwie macht einen so eine Jugend ziemlich kaputt
finde ich...
Eric