Roaccutan für 13jährige?
Monday, 19-Apr-1999 18:52:58
193.158.148.210 writes:
Hallo,
mein Sohn ist 13 Jahre alt und er sieht aus wie ein ( hochroter) Streuselkuchen.
Seit ca. 8 Monaten ist er in hautärztlicher Behandlung(benzoylhaltiges
Gesichtswasser, Abrasivwaschgel, 2 x wöchentl. UV-Bestrahlung)und
es nutzt rein gar nichts!!!!
Die Akne scheint auch irgendwie schubweise zu verlaufen, von mittelschlimm
bis grauenhaft, ich habe aber noch nicht herausfinden können,
was genau eine Verbesserung bzw. Verschlimmerung herbeiführt.
Der Hautarzt will die Therapie so fortführen!
Deshalb habe ich jetzt mal gezielt nach Beiträgen zum Thema Akne
gesucht und bin froh, bei Euch gelandet zu sein.
Meine Fragen:
Ist 13 zu jung, um Roaccutan zu nehmen?
Hilft "fertiges" Vitamin A auch?
Hat jemand Erfahrung mit der Einnahme von hochdosiertem Vit. C ?
Wie hoch ist die Dosierung von Zinkorotat?
Werden die Kosten für Roaccutan von der KK übernommen (
bei Jugendlichen) ?
Ich freue mich über jeden Kommentar, Zuschrift, Rat, Gruß,
Monika
Re: Roaccutan für 13jährige?
Monday, 19-Apr-1999 19:29:28
134.2.3.101 writes:
Hallo, Monika,
vielleicht ne schlechte Zeit, mit sowas anzufangen, aber trotz spaeter
Stunde mal ein (natuerlich) sehr persoenliches Statement:
Ich kanns nicht belegen, aber mit 13 seid ihr wahnsinnig frueh dran.
OK, erste Frage waere nach den Spaetfolgen, d.h. droht eine akute
starke Narbenbildung? Wobei ich denke, selbst dann sollte man mal
die Moeglichkeiten austesten, die als Ueberbrueckung geeignet sind?
Ich kann mir nicht helfen, ich bin ob der Knochenwachstumsgeschichten
unter Roaccutan bei Pubertaetsaknen eben skeptisch. Ich schaetze mal,
mit Allergien habt ihr schon rumprobiert, das frag ich jetzt eben
mal wegen den schubweisen Verlaeufen (ist aber auch bei "normaler"
Akne nicht ungewoehnlich), aber das wuerde ich auf jeden Fall pruefen.
Versteh mich nicht falsch, ich will nicht "lass es beiben" schreien,
aber ich denke, es waere nicht unklug, nach weniger riskanten Therapieformen
zu schauen, wenn man noch nicht genau weiss, auf was die Geschichte
ansprechen koennte.
Sagen wir so: das Abrasivgel bringt im Normalfall nichts. Eher (auf
Dauer) verschlechtende Wirkung. Bestrahlungen, da gehen die Meinungen
auf dem Board auseinander, ich vertrete die These, dass Bestrahlung
die Talgproduktion mittelfristig anrregt, die Verhornung foerdert
und das Hautbild verschlechtert. Andere sagen, die Bestrahlungen,
die von Dermatologen vorgenommen werden, seien eh zu schwach, das
will ich hier ueberhaupt nicht unterschreiben, aber mag man geteilter
Meinung sein.
Was ist "benzoylhaltiges Gesichttswasser"? Benzoylperoxid kann durchaus
sehr wirksam sein, jedenfalls denke ich, es ist eine Moegichkeit,
die man - im Unterschied zu Antibiotika - risikolos einmal antesten
kann. Da wuerd ich einem "ernstzunehmenden" MEdikament (eine über
Nacht aufzutragenden Lotion) auf jeden Fal erst mal noch zwei Monate
geben. Weitere Moeglichkeiten waeren die (aggressiveren) Tretinoide
zum Auftragen.
"Fertiges" Vitamin a: kann ich grade nur auf den Thread verweisen,
weiss aber nicht, ob er noch auf dem Board oder im Archiv liegt. Vitamin
C laeuft unter den Sachen, die definitiv nicht schaden, aber das wars
auch schon. Ernaehrung spielt sehr selten eine Rolle, wobei Vit. C
als Antioxidant natuerich gesund und ne super Sache ist, aber man
von ihr keine Akneheilung zu erwarten hat.
Zinkorotat: hoere ich das erste mal davon. Was ist das?
Generell schent Zink bei Akne und dem Hautstoffwechsel eiine Rolle
zu spielen. Ich muesse aber auch Beitraege durchforsten.
ZUm Letzten: Gesetzliche Kassen uebernehmen imo die Kosten. Ich hatte
da keine Probleme, und einige verwunderte Zuschriften ob der Preisangaben
seitens Mitbetroffener lassen mich was in die Richtung glauben. Bei
Privatversicherungen extra anfragen.
Unbeachtet all dessen: ich haette ueberhaupt kein gutes Gefuehl dabei.
Ich wuensch mir und allen anderen (in dieser Reihenfolge *grins*)
keine Spaetfogen von Roa, ich glaube auch, dass die psychischen Folgen
gegen den Risiken einer Roa-Therapie von vielen Hautaerzten unterschaetzt
werden. Aber ich denke, in dem Alter sollte man sich bei entsprechender
Narbenbefuerchtungen nochmal etwas Zeit nehmen bzw. weniger rabiaten
Mitteln Zeit geben. Im Fall, dass die Sache mit 15 vielleicht gegessen
ist, weiss ich eht nicht, ob man das riskieren sollte.
Weitere Fragen: Was sagen natuerlich die Hautaerzte, und nachdem bisher
nur ein Mittel *einigermassen* ernstzunehmend klang, was geht mit
anderen Therapien. Wie gesagt, zwei Monatwe Benzoylperoxid oder lokale
Retinoide, oder aber Skinoren (Azelainsaeure) wuerd ich auf jeden
Fal zuerst antesten. Und dann nochmal drueber schlafen.
Immer offen fuer andere Mainungen, und klar wird iin der AerzteInfo
von einer Stufenbehandlung abgesehen, aber es gibt noch ein paar Praeparate,
die was bringen koennen. Und die Chance wuerd ich nicht von vornerein
abschreiben.
Andere Meinungen?
Gruss Richie
Re: Roaccutan für 13jährige?
Monday, 19-Apr-1999 22:57:09
151.189.0.50 writes:
Hei Monika,
Benzoylhaltige Waschmittel (vermutlich Dercome clear oder Panoxyl
W) sind nach meiner Erfahrung völlig wirkungslos, reine Scheinpräparate.
Will man Benzoylperoxid anwenden, muß es direkt – d.h. nicht
durch Waschwasser zusätzlich verdünnt – und über mehrere
Stunden (anstelle von Minuten!) einwirken. Zu denken wäre da
an Sanoxit Gel oder Acnidazil (enthält zusätzlich Miconazolnitrat).
In dieser Form wirkt es. Aber es ist natürlich auch sehr aggressiv.
Und deshalb bin ich eigentlich KEIN Anhänger einer Anwendung
im Gesicht. Will man es trotzdem damit versuchen, muß man unbedingt
die erste Woche (sehr hart) durchstehen. Nach diesem Zeitraum reduzieren
sich die Nebenwirkungen stark. Eine Alternative, weil hautverträglicher,
wäre auch Skinoren.
UV-Bestrahlungen bringen ebenfalls nichts – abgesehen vielleicht von
einem gewissen kosmetischen Effekt. Ich glaube allerdings auch nicht,
daß sie zu einer Verschlechterung führen. Bezüglich
natürlicher UV-Strahlung sind die Meinungen auf dem Board wohl
sehr geteilt. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß exzessives
Sonnen über einen oder wenige Tage zunächst eine starke
Verbesserung bewirkt, die sich aber leider ein Paar Tage später
oft ins Gegenteil verkehrt. Anders verhält es sich wiederum bei
Sonnenexposition über einen längeren Zeitraum von mehreren
Wochen (klassischer Strandurlaub). Für die Dauer der Sonnenexpo
habe ich da gute Erfahrungen gemacht. Allerdings ist nach dem Ende
eines solchen Urlaubs bald wieder alles beim Alten.
Zink, Vitamin A (und dann meist auch E) kann man versuchen (NICHT
aber Vitamin A neben Roa!). Wenn es etwas bringen soll, dann erst
nach einem längeren Zeitraum (mindestens halbes Jahr) - ist wohl
die weitgehend einmütige Meinung hier. Vitamin A ist nicht ganz
unproblematisch, weil es sich es akkumuliert und bei zu hoher Dosierung
zu Vergiftungserscheinungen führen kann (Hypervitaminose A).
Allzu viel würde ich mir von diesen Versuchen aber nicht erhoffen.
Oft bricht man solche eher „verzweifelten“ Selbstversuche sowieso
spätestens nach ein Paar Monaten wieder ab, wenn sich trotz aller
Hoffnungen wieder ein massiver Schub eingestellt hat.
Daher denke ich auch, daß man grundsätzlich bei schweren
Formen von Akne oder aber bei über Jahre chronischen Formen plus
psychischem Leidensdruck (den die allerwenigsten freilich gerne zugeben)
eine Therapie mit Roa versuchen sollte, weil das tatsächlich
derzeit das einzige Mittel ist, das eine gewisse Aussicht auf „Heilung“
bietet. Ich denke auch, daß die möglichen (freilich nicht
zwingenden) psychischen Schäden von der Schulmedizin immer noch
völlig unterbewertet werden. Aber mit 13 Jahren würde ich
Roa trotzdem nicht nehmen. Ebenso keine innerlichen Antibiotika. Ich
bin allerdings – wie niemand auf dem Board – kein Hautarzt.
Im Grunde gibt es wohl kaum etwas WIRKLICH Brauchbares gegen die Akne.
Das meiste ist wirkungslos und das, was wirkt, ist auf die eine oder
andere Weise problematisch.
Aber um nicht gar so optimistisch zu schließen: Zurückblickend
habe ich eigentlich die besten Erfahrungen mit einer Kombination von
Tretinoin und Erythromycin (äußerlich!) gemacht. Und zwar
NICHT in einer Grundlage aus Alkohol (wie in Aknemycin Plus), sondern
einer „fettenden“ Cremegrundlage aus Linola. Das gibt es nicht fertig
zu kaufen (jedenfalls weiß ich davon nichts), sondern muß
in der Apotheke angerührt werden. Wahlweise mit Tönung oder
ohne. (Lieber ohne). Normal ist da eine Dosierung wie in Aknemycin,
also in etwa 4,0 g Erythromycin und 0,025g Tretinoin auf 100 g Linola.
Wobei man da individuell variieren kann. Die Kombination war bei mir
recht gut verträglich. Auch die Schälwirkung ist glücklicherweise
größtenteils ausgeblieben – die austrocknende Wirkung von
Tretinoin wohl vom Linola etwas aufgefangen. Banal, aber wichtig (steht
bei Aknepräparaten oft nicht klar in der Packungsbeilage): gründlich
und GROßFLÄCHIG eincremen. Also nicht nur punktuell die
gerade aktuell betroffenen Stellen.
Auch bei diesem Mittel bin ich bezüglich der Langzeitanwendung
ziemlich skeptisch. Da gibt es einerseits die Gefahr der Resistenzbildung
und andererseits vielleicht auch Folgen, die keiner so recht kennt.
Schlimmstenfalls ruiniert man vielleicht dauerhaft die eigenen Abwehrkräfte
der Haut gegen die Akne und erreicht somit das genaue Gegenteil dessen,
was man beabsichtigt. Das ist allerdings reine (pessimistische) Spekulation
meinerseits. Und irgend etwas muß man auf jeden Fall tun, wenn
es zu schlimm wird....
Gruß und viel Erfolg,
Björn
PS.:
Sport kann ich noch unbedingt empfehlen - sowohl für die Haut
als auch die Seele. Es ist allerdings nicht ganz einfach: wenn auch
der Rücken usw betroffen ist, kommen oft solche Probleme dazu,
daß man sich schämt, sich öffentlich umzuziehen, usw....
Dagegen würde ich aber wiederum NICHT empfehlen Einzelsport zu
betreiben, denn bei entsprechender psychischer Disposition ist man
ohnehin ziemlich gefährdet, zu vereinsamen, usw... Narben und
psychische Isolation sind die größten Belastungsfaktoren
bei Akne
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